Freitage sind wunderbar und wenn sie in einem guten Mahl münden – noch besser. Die heutige Wahl fiel auf Seven Swans in Frankfurt, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Das Haus, sehenswert, schmal und hoch, mit einem wunderbaren Blick im 4. OG auf Main und die Museumsmeile. Wir stehen vor dem Restaurant, werden freundlich hereingebeten und freuen uns, dass wir dem Wetter, das im Moment solche Kapriolen schlägt, entfliehen können. Es ist ja erst 18.30h.
Rein in den Fahrstuhl, der mir sofort klaustrophobische Gefühle hochkommen lässt. Auch meine Frau ist schon schon blasser geworden. Uff, im 5. OG angekommen, direkt in der Küche, dann eine Treppe runter und wir sind im Restaurant. Klein, schmal, intim und die Aussicht! Klasse!
// Wir starten mit einer ganz hervorragenden Brotauswahl, einer Nussbutter und Holunderblüten
// Ein Gemüsegarten. Essbare Erde mit Chiasamen und Bärlauchschaum
// Graupen, Rotebeeteflan, Forellenkaviar und Algen
// Ein wunderbarer Begleiter
// Kohlrabi, grüne Linsen, Wassermelone & Rucola
// Krustentiere als Carpaccio und Eis, Löwenzahn, Fichte & Himbeere
// Mohrrübe, Mangold, Knoblauchrauke & Kaffee.
Okay, bis hier hin habe ich stillgehalten und das visuelle Schauspiel ertragen. Sieht ja alles ganz gut aus und als ich heute die Fotos bearbeitet habe, habe ich den Abend nochmals Revue passieren lassen. Auf was für einen Wirrweg bewegen wir uns denn eigentlich hier? Ist es der richtige Weg fast nur für die Optik zu kochen? Da ein Blümchen, dort ein Rübchen. Ist ein heilloses Aneinanderreihen von Gemüse, ohne Höhepunkte – da ein Gelchen, dort ein Pülverchen – das, ist es das, was ich in einem guten Restaurant schmecken möchte? Klar, wird auch hier mit verschieden Texturen gearbeitet. Als ich den Gang Mohrrübe & Mangold mit geschlossenen Auge probiert habe, schmeckte ich Mohrrübe, intensiv, auch den Mangold. Oder der Kohlrabigang, leider war mir der Kohlrabi völlig entgangen und gerade solch ein Buddy – der kann doch ruhig mal laut auf dem Teller sein. Soweit so gut. Nur das kann ich Zuhause auch kochen, da brauche ich doch kein Restaurant, das was hier geboten wird, das reicht für ein besterntes Team nicht. Kein Höhepunkt, kein kreatives Spiel mit dem Geschmack. Vieles auf dem Teller und keine konzeptionelle Richtung. Hier empfehle ich mal einen Besuch Sebastian Frank im HORVÁTH oder nachzulesen auf Der-Fresser.de
// Erdbeeren, Rhabarber
// Spargel, Rhabarber, Joghurt & Minze. Das klingt doch eigentlich gut, oder? Schauen wir uns doch mal den Teller genauer an. Schön interpretiert. Der Spargel – hier aus Joghurt, die Sauce Hollandaise als Sabayon und die Erbeeren. Gehen wir einfach mal auf dem Teller hin und her. Links: Ein Tupfer Sabayon, ein Winzsstück pochierter Rhabarber, weiße und rote Walderdbeeren (sehr aromatisch). Ein Winzblatt Minze! Ein hauchdünner Span roher Spargel. Rechts: Ein eingewickeltes Stückchen Rhabarber mit rohen Spargel. Schokolade, an Erde erinnernd, dann wieder Gel von Erdbeeren. Ich muss gähnen, Langeweile macht sich breit. Nichts, was in Erinnerung bleibt. Wenn schon Minze auf der Speisekarte ankündigt wird, da könnte man doch etwas daraus machen, oder? Zwei Blättchen mehr als Deko auf den Teller bringen, das reicht wirklich nicht.
Und hier das, was sich die Crew mal wieder ins Gedächtnis rufen sollte – steht an der Wand im Treppenhaus. Denkt mal über Perspektiven nach …